Presseartikel schürt Vorurteile gegen autistische Menschen

Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 25. November 2022 sorgt für großen Unmut.

In der Süddeutschen Zeitung vom 25. November 2022 schreibt Autor Joachim Käppner in der Geschichte „Über Feindbilder auf der Straße“ im Wortlaut: „Es gab, von den Neonazis einmal abgesehen, seit der Nachkriegszeit wohl keine Gruppe jüngerer Menschen, die so gefühlskalt, unmenschlich und autistisch dachte und handelte wie die Linksterroristen.“

Die in diesem Kontext offensichtlich abwertende Verwendung des Begriffs „autistisch“ verstößt in mehreren Punkten gegen den Pressekodex des Deutschen Presserats, der journalistische Standards der deutschen Presse definiert. Wir haben daher Beschwerde beim Deutschen Presserat eingelegt.

Der genannte Vorfall ist ein neuer Tiefpunkt einer medialen Verzerrung der Begriffs Autismus, der von Print- und Onlineformaten gerne in diskreditierender, herabwürdigender Form benutzt wird – oft, um bestimmte Personen oder Personengruppen offenkundig herabzuwürdigen.

Bei einer sorgfältigen journalistisch gebotenen Recherche hätte der Autor des oben genannten Artikels zu dem Ergebnis kommen müssen, dass Autismus nachweislich nicht mit Gefühlskälte oder Empathielosigkeit in Verbindung gebracht werden kann. Autisten als gefühlskalt, unmenschlich und dem „Linksterrorismus“ oder „Neonazis“ nahe darzustellen, entbehrt jeglicher Grundlage und fördert Ausgrenzung, Stigmatisierung und die ohnehin bereits vorherrschende Benachteiligung autistischer Menschen in der Gesellschaft.

Viele autistische Menschen kämpfen tagtäglich mit den teils gravierenden Einschränkungen in Bezug auf ihre Inklusion mit ihren Rechten zur Teilhabe in allen Lebensbereichen. Sie kämpfen privat, in der Öffentlichkeit und im Arbeitsleben gegen Klischees, Vorurteile und Desinformation, die durch eine unsensible und fachlich falsche Verwendung des Begriffs „Autismus/autistisch“ in den Medien verstärkt und gefördert werden.

Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass der Begriff „Autismus“ in der öffentlichen Darstellung in sachlicher, inhaltlich richtiger und wertschätzender Form verwendet wird.

Wir haben außer dem Deutschen Presserat auch den Deutschen Journalistenverband (DJV) informiert und erwarten von der Redaktion der Süddeutschen Zeitung eine öffentliche Stellungnahme und Entschuldigung.

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